Geschäftsführer Florian Schneider im Interview
Wenn sich Tradition und Zukunft verbinden
Seit mehr als 170 Jahren liefert Ziemann Holvrieka Prozesstechnik und Tanks für die Brau-, Getränke- und Liquid-Food-Industrie. Die Firmengruppe steht trotz ihres Erfolgs nicht still und hat jetzt ihr Corporate Design modernisiert. Was das für die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens bedeutet und wie die Anlagenbetreiber davon profitieren, verrät Geschäftsführer Florian Schneider, der für Vertrieb und Marketing verantwortlich ist.
Herr Schneider, was hat sich denn im Rahmen des Relaunches verändert?
Mit dem Relaunch wollen wir uns noch stärker als zukunftsorientierte Einheit präsentieren. Diese enge Zusammenarbeit der früher unter den Namen Ziemann und Holvrieka geführten Unternehmen haben wir zwar immer schon gelebt, aber das war nicht sichtbar genug. Das wollen wir jetzt ändern: Bisher bestand das Logo aus zwei separaten Schriftzügen. Das neue Markenzeichen ist sehr einprägsam, hat eine einheitliche Formensprache und frische Farben. Das Icon greift die Formen der Tanks und Gefäße von Ziemann Holvrieka auf und strebt nach oben – ein Ausdruck von Hightech, Wandel und Dynamik. An unserer Zielsetzung, die Firmengruppe stetig weiterzuentwickeln, hat sich durch den Relaunch nichts verändert.
Welche Synergien nutzen Sie in der Firmengruppe?
Wir arbeiten eng mit unseren Schwesterfirmen zusammen und kombinieren das individuelle Know-how aus allen Tochterunternehmen miteinander. Mit diesen realisieren wir gemeinsam Großprojekte wie Tequila-Brennereien in Mexiko oder die Baiju-Herstellung in China. So können wir unseren Kunden auf der ganzen Welt maßgeschneiderte Lösungen anbieten – nicht nur für Bier, sondern auch für Distilling, Juice, New Food und andere Branchen.
Und wie wird sich Ziemann Holvrieka zukünftig ausrichten?
Da stehen für uns zwei Punkte auf der Agenda: Wir wollen ein nachhaltiges Unternehmen sein, bei dem der Mensch an erster Stelle steht. Dabei orientieren wir uns an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Dazu gehören zukunftsfähige Innovationen und umweltfreundliche Prozesse im Betrieb, aber auch der respektvolle Umgang mit den Beschäftigten und deren Gesundheit. Das steigert unsere Attraktivität als Arbeitgeber – sowohl für die Belegschaft als auch für neue Kolleginnen und Kollegen. Ein weiterer Aspekt ist unsere Nähe zu den Kunden weltweit. Um das zu erreichen, bauen wir unsere internationalen Fertigungsstandorte und unsere regionalen Niederlassungen stetig aus.
In welchen Bereichen erwarten Sie das stärkste Wachstum?
Potenzial sehen wir in allen Branchen, die Prozesstechnologien und Tanks aus unserem breiten Portfolio einsetzen. In der Brau-Industrie sind wir traditionell sehr stark und als Turnkey-Anbieter weltweit gefragt. Da stellen wir unsere Expertise auch immer wieder unter Beweis und bauen das weiter aus. So nutzt unsere R&D-Abteilung beispielsweise ihr Know-how in der Fermentation auch bei der Umsetzung anderer Verfahren. Dadurch ergeben sich neue Lösungswege, die wir so noch nicht auf dem Schirm hatten. Der Bereich Juice ist ebenfalls ein Wachstumsmarkt, in dem wir gemeinsam mit großen Playern einige Saft-Terminals oder auch Saft-Schiffe realisiert haben. Und auch beim Thema New Food entstehen aktuell viele neue Projekte: Die sogenannte Precision Fermentation ist ein absoluter Trend. Hier bringen wir viel Erfahrung mit, von der sowohl Start-ups als auch produzierende Unternehmen profitieren.
Gibt es branchenübergreifende Themen, auf die sich Ziemann Holvrieka fokussiert?
Unsere Kunden treibt vor allem um, wie sie ihre Anlagen flexibilisieren und digitalisieren können. In der Vergangenheit lag der Fokus oft auf eindimensionalen Produktionslinien. Diese waren auf maximalen Output und niedrigen Ressourcenverbrauch getrimmt. Heute ist mehr Vielfalt auf der Produktseite gefragt. Das bedeutet ein deutlich schnelleres Umschalten, und das ist nur mit einer flexiblen Anlage möglich. Hier beraten wir die Kunden und unterstützen sie mit unseren Technologien. Um die Digitalisierung voranzubringen, haben wir bereits während der Drinktec 2022 unsere Ideen „Module Type Packages“ und „Digitaler Zwilling“ vorgestellt. Wir wollen einen standardisierten Ansatz liefern, damit die Produktionsbetriebe auf die Daten ihrer Anlagen zugreifen können. Das versetzt sie in die Lage, ihre Kernprozesse in der Wertschöpfungskette effektiver und effizienter zu gestalten.
Den Aspekt Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen haben Sie bereits angesprochen. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden, um Probleme wie Ressourcenknappheit und Energiekosten zu lösen?
Je nach Region haben unsere internationalen Kunden unterschiedliche Schwerpunkte. Die Energieproblematik spielt nicht überall die gleiche Rolle. Auch der Begriff Nachhaltigkeit wird unterschiedlich definiert. Von daher betrachten wir immer zuerst die individuellen Anforderungen. Dann schlagen wir Technologien vor, die wir an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Manchmal müssen wir diese auch noch entwickeln – das stemmen wir entweder alleine, gemeinsam mit den Kunden oder auch mit Partnerfirmen. Zusammenfassend kann ich sagen: Ziemann Holvrieka hat die Konzepte, die den Energieverbrauch reduzieren und Rohstoffe einsparen, schon lange in der Tasche. Jetzt findet in der Branche ein Umdenken statt und wir stehen den Kunden jederzeit mit unseren Ideen für eine nachhaltige Zukunft zur Seite.